zu den Ökosiedlungen Bayern

Exkursion Ökosiedlungen 13. bis 15. Mai 2004

25 Jahre ist es her, dass durch unser Land eine erste Welle der Begeisterung für Ökosiedlungen lief. Da war es schon einmal interessant, nachzusehen, was von dieser Bewegung an konkreten Projekten entstanden ist. Das Institut für Baubiologie und Ökologie Neubeuern bot deshalb eine Exkursion zu gebauten Siedlungen an. Die Auswahl geeigneter Projekte war nicht ganz einfach, da sie nah genug beieinander liegen sollten und ein möglichst umfassendes Spektrum des Ansatzes zeigen sollten. Das ist, glaube ich, mit der Auswahl von 7 Projekten im Bereich Bamberg – Schweinfurth gelungen.

Mein persönliches Interesse an der Exkursion war, dass die Teilnehmer nach der Besichtigung der Projekte und der Diskussion darüber eine Kriteriengewichtung vornehmen würden. Denn ich möchte erfahren, was heute aktuell unf zukunftsfähig ist. Die Frage nach den Kriterien möchte ich auch an die Leser weitergeben, um so das Meinungsbild einer größeren Gruppe zu erhalten. Außerdem wird dies wichtig sein, um für eine erneute Exkursion im nächsten Jahr eine richtige Auswahl von Projekten treffen zu können. Mögliche Interessenten können sich überlegen, ob eine solche Exkursion auch für sie lohnend sein könnte. Immerhin geht es darum, herauszufinden, wohin sich unsere allgemeine Planungsorientierung in den nächsten Jahren ausrichten soll.

ch formuliere die möglichen Kriterien in einer Gewichtungs-Tabelle, die dann die interessierten Leser ankreuzen und zurückfaxen können. Es ist auch sinnvoll, diese Kriterien einmal vorweg zu lesen, weil dann die Beschreibung der Exkursion besser verständlich wird. Immerhin sind diese Kriterien Gegenstand unserer Diskussionen gewesen. Schließlich war die Kriteriengewichtung bei den einzelnen Projekten sehr verschieden. Bei der Besichtigung unserer Projekte sind wir nicht systematisch nach diesen Kriterien vorgegangen. Denn wir haben uns zunächst völlig unvoreingenommen auf den spontanen Eindruck und die erhaltenen Informationen eingelassen. Aber irgendwie standen die Kriterien im Raum und führten zu Frage- und Gesprächsstoff.

Wir trafen und am Donnerstag in der Ökosiedlung Bamberg, an dem Ort, an dem wir dann auch den Samstag verbrachten. Nach Vollzähligkeit der Gruppe starteten wir sofort zu unserem ersten Besichtigungsprojekt, einer Hausgruppe im Ortsbereich von Ebensfeld bei Bamberg. Initiiert und ausgeführt wurde das Projekt von Gisela Raab, einer Bauunternehmerin, welche sich in den letzten Jahren mit hohem finanziellen Aufwand für ökologische Siedlungen eingesetzt hat. Das Projekt kam über eine Agenda 21 Gruppe in Gang. Ein innerörtlicher Platz, an welchem eine alte wertvolle Eiche steht, konnte durch eine Baugruppe so gestaltet werden, dass ein gemütlicher Dorfplatz entstand. Die Häuser sind ökologisch gebaut und zeigen einen harmonischen dörflichen Maßstab. Das Beispiel konnte deutlich machen, dass wohl die Agenda 21 Gruppen im Augenblick diejenigen Ansprechpartner in der Gesellschaft darstellen, die dem ökologischen Bauen am Nächsten stehen.

Das zweite Projekt befand sich im Nachbardorf Unterneuses. Es wurde ebenfalls von Frau Raab geplant und erläutert. Hier führte uns Frau Raab sehr intensiv in die Bewusstseinsstruktur des ländlichen Raumes ein. Sie zeigte die Grenzen der Realisierbarkeit bei dem vorhandenen festen Vorverständnis der meisten Bauwilligen auf, so dass im Augenblick ganzheitlich ansruchsvolle Projekte kaum Chancen haben, genügend Interessenten anzulocken. Dennoch konnte durch entsprechende Werbung und Verhandlung eine kleine ökologische Siedlung entstehen, welche sich in die Landschaft und das gebaute Umfeld gut einpasst.

Am zweiten Tag steuerten wir die Ökosiedlung Altershausen an, einem Ortsteil der Stadt Königsberg in Bayern. Wir können hier nicht alle interessanten Informationen von Herrn Valier, dem Planer der Siedlung, über Entstehungsgeschichte, Idealvorstellungen und Reduzierung auf die Realisierbarkeit wiedergeben.wiedergeben. Das Projekt entstand im Rahmen der staatlichen Dorferneuerung und wurde von Bürgermeister und Stadtrat aktiv unterstützt. Zur Planung wurde eine ökologische Punkteliste entwickelt. Von 200 möglichen Punkten mussten alle Siedler mindestens 100 Punkte erreichenDieses System wird inzwischen auch von anderen Projekten übernommen. Die Siedlung hat mehrere Preise erhalten. Der Anschluss der Siedlung an eine dörfliche Hackschnitzel-Nahwärmeversorgung ist wohl mit ein Grund für das relativ große Interesse der Öffentlichkeit an der Siedlung. Wichtig ist auch festzuhalten, dass die Siedlung von einer staatlichen Behörde initiiert wurde, so dass wir inzwischen aufgeschlossene Partner auch bei diesen Stellen finden können.

Das 4. Besichtigungsprojekt war Königsberg in Bayern. Königsaberg ist eine alte Stadt, die schon im Mittelalter eine gewisse Bedeutung hatte. Normalerweise werden heute solche Orte zum nostalgischen Urlaub oder Wochenendausflug besucht. Ich wollte den Ort aber als Beispiel einer wirklich nachhaltigen öko-sozialen Ansiedlung verstanden wissen. Natürlich ging es hier weniger um Solarkollektoren und Ökoheizung, sondern was wir hier erleben konnten, betraf die zweite Hälfte von Kriterien der unten aufgezeigten Kriterienliste. Wichtig war mir die gemeinschaftsfördernde Ortsgestalt, die Gemeinschaftseinrichtungen, die Verbindung von Wohnen und Arbeiten, das Zusammenleben von Alt und Jung, das Vereinsleben, die ritualisierte Lebensstrukturierung, Architektur für die Sinne und schließlich eine Architektur, welche diese Kriterien auch spürbar werden lässt. Man konnte durch Blick in das Innere an einigen Wohnhäusern das klassische Prinzip des abendländischen Wohnhauses bis etwa zum Jahr 1800 erkennen: Mit der Außenseite des Hauses wurde der gemeinschaftliche Freiraum gebildet. Auf der Innenseite befand sich ein Innengarten oder grüner Innenhof, in dem das private Leben sichtgeschützt von außen stattfinden konnte. Das ist ein gutes architekturpsychologisches Prinzip. All die sichtbar gewordenen Kriterien könnten auch in modernen Siedlungen mit zeitgemäßer Form verwirklicht werden.

Unsere 5. Station war die SOS-Dorfgemeinschaft Hohenroth bei Gemünden. Wir wurden dort sehr freundlich aufgenommen. Herr Weigand führte engagiert in die Prinzipien und das Leben des Dorfes, in dem ca 300 Personen leben, ein. Die Häuser sind baubiologisch gebaut. Wichtig war für uns das gemeinschaftliche leben. Die Vielfalt der beruflichen Tätigkeiten von Landwirtschaft über verschiedene Handwerksbetriebe bis hin zu kunstgewerblichen Arbeiten ist ein breites Spektrum vorhanden. In den Familien leben vorwiegend Behinderte. Die liebevolle Pflege der Freiflächen viel auf. Sehenswert ist auch der Kräuterschaugarten. Es wurde ein altes Gutshaus in die sonst neue Dorfplanung integriert. Im Bericht wurde das reiche Kultur- und Gemeinschaftsleben sichtbar. Dabei wurde auf eine weltanschauliche Fixierung verzichtet. Die Integration in die sonstige Gemeinde funktioniert gut. All diese Aspekte würden auch moderne öko-soziale Siedlungen sehr bereichern, auch wenn bei der Bewusstseinslage der heutigen Bevölkerung die Umsetzung auf große Schwierigkeiten stößt.

Der letzte Tag war der Ökosiedlung Bamberg vorbehalten. Da ich der Planer der Siedlung war, gab ich Erläuterungen, zeigte mit Lichtbildern etwas von der Entstehungsgeschichte und stand für die Diskussion zur Verfügung. Da die Häuser einsichtsgeschützte Innengärten besitzen, war es ein Vorteil, dass wir 4 solcher Gärten besichtigen konnten. Die Bereitschaft der Siedler dazu zeigt, dass die Bewohner, die nun 18 Jahre Erfahrung mit der Siedlung haben, von Ihrem Konzept überzeugt sind und die Idee an die Mitmenschen weitergeben wollen. Dabei sind einige Gärten schon für ca 200 Besuchergruppen geöffnet worden. Printmedien, Fernsehen und Vereinigungen zeigten bisher großes Interesse an der Siedlung. Die 20 unten aufgeführten Kriterien wurden in der Siedlung umgesetzt. Es zeigt etwas vom Gemeinschaftsgeist der Siedlung, dass Startimbiss, Mittagessen und Kaffee mit Kuchen aus dem Kreis der Siedler geboten werden konnte. Weitere Hinweise auf dieser Webseite unter Ökosiedlung Bamberg.